Cascade Locks bis White Pass

Ein letztes Mal gilt es Resupply Pakete zu packen und dann geht es von Cascade Locks aus über die berühmte "Bridge of the Gods" nach Washington. Es gibt keinen Fußweg und so laufen wir dicht am linken Brückengeländer entlang, während die Autos und Trucks sich an uns vorbeischieben. Ein Fahrer ruft aus dem Fenster "Where are you guys comin' from?" und wir rufen grinsend zurück "From Mexico!" 

 

Washington begrüßt uns mit einigem Auf und Ab – aber auch mit jeder Menge Huckleberries und Brombeeren am Wegrand. Während wir die ersten Berge hochstapfen, werfen wir uns also genüsslich Vitamine in den Mund. 

Abends zelten wir auf einem Plateu mit Blick auf Mt. St. Helens. Die Nächte sind nun deutlich kälter und die nächsten zwei Tage wandern wir durch Regen und dichten Nebel. Ausgerechnet am regnerischsten Tag muss ein reißender Gletscherfluss durchwatet werden, brrr... Als wir Trout Lake erreichen – ein kleiner Ort einige Meilen abseits vom PCT, der für seine unwiderstehlichen Huckleberry Milchshakes berühmt ist, kommt die Sonne erstmals wieder hervor. 

 

Der Trail führt hinter Trout Lake weiter aufwärts, bis Mt. Adams vor uns auftaucht. Wir laufen durch Bergwiesen und einige Lavafelder an dem imposanten, gletscherbedeckten Berg vorbei. Um die letzten Sommertage gebührend auszukosten, schwimmen wir abends in einem schönen, aber leider doch recht eisigen See mit Aussicht auf Mt. Adams. 

 

Am nächsten Tag gelangen wir in die Goat Rocks Wilderness. Erst führt der Trail durch waldiges Gebiet, aber sobald wir die Grenze zum Yakima Reservat überschreiten, eröffnet sich uns hinter der nächsten Bergkuppe ein grandioser Ausblick auf ein weites Bergmassiv, rauschende Wasserfälle und tief unten grüne Täler. Wir steigen noch einige Hundert Meter höher und rasten dann am Berghang, um diesen wunderschönen Anblick zu genießen. Dann überqueren wir den Cispus Pass und schon tut sich das nächste Bergparadies auf! Abends zelten wir kurz vor dem höchsten PCT Punkt Washingtons. Durch die vielen Waldbrände hängt noch immer viel Rauch in der Luft; An diesem Abend leuchtet die Sonne dadurch wie ein roter Feuerball.

 

Am nächsten Morgen machen wir uns an die letzten Meilen bergauf, bis zur Weggabelung am Old Snowy Mountain. Am höchsten Punkt genießen wir unser Frühstück vor dem wohl spektakulärsten Ausblick überhaupt! Zu unserer Linken thront Mt. Rainier, rechts ziehen sich schroffe Felsen durch das weite Tal und die Schneefelder glitzern in der Morgensonne. Ein paar Murmeltiere sonnen sich nur wenige Meter von uns entfernt auf den Felsen. Dann geht es weiter über "Knife's Edge", ein langgezogener Grat, der uns durch die alpine Landschaft führt. Der Trail ist zum Teil sehr schmal und steil, mit kleinen Kletterpartien, und die Altschneefelder sind rutschig vereist. Wir treffen eine Französin, die mit Höhenangst zu kämpfen hat und begleiten sie über den vereisten Teil. Die Landschaft ist so beeindruckend, dass wir ständig innehalten und gegen Mittag stellen wir fest, dass wir nur 6 km weit gekommen sind. – Aber durch so eine fantastische Natur möchte man einfach nicht durchhasten. 

 

Etwa 20 km vor White Pass treffen wir auf zwei Männer mit Pferden. Sie sind mit Gewehren und drei Maultieren, die ihr Gepäck tragen, ausgestattet und auf der Jagd nach einem großen Bären, der hier in der Gegend wohl des öfteren in die Camps eindringt. Viele Leute hängen ihr Essen nachts nicht in die Bäume; Wenn die Bären dann erstmal auf den Geschmack der Campingküche gekommen sind, kommen sie immer wieder zurück und müssen in einigen Fällen geschossen werden. – Sehr traurig, denn Essen hochzuhängen ist nun wirklich kein großer Akt. Die Cowboys berichten außerdem, dass der PCT nördlich von White Pass gerade wegen eines Feuers gesperrt wurde. Aber vielleicht hätten wir Glück und die Situation ist in 1-2 Tagen entspannter. Wir werden sehen.

Nach einer sehr stürmischen Nacht steigen wir die letzten Meilen zum White Pass ab. Dort gibt es genau ein öffentliches Gebäude: eine Tankstelle mit Bistro, das "Kracker Barrel", die Pizza verkauft – was will man auch mehr?

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Kommentare: 4
  • #1

    Salamander (Freitag, 01 September 2017 18:51)

    WOW!!! Einfach nur WOW! Wunderschöne Landschaft und wunderschöne Fotos!

  • #2

    lost & found (Samstag, 02 September 2017 10:59)

    Herrliche Bilder, wunderschöne Natur, genießt es!! Ich wünsche euch weiterhin freies hiken.

  • #3

    Bille (Samstag, 02 September 2017)

    I am overwhelmed by your accomplishment and the stunning pictures. Absolutely awesome!!!!
    Weiterhin alles Gute für die nächsten Etappen.

  • #4

    Sabine (Samstag, 02 September 2017 16:09)

    ...ich bin soooooo stolz auf euch!Ihr schildert alles so,
    dass man esbildlich vor sich sieht.

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