Von Tehachapi aus laufen wir die letzte große Etappe durch die Wüste. Mittlerweile, Anfang Juni, sind die Temperaturen tagsüber wirklich brutal heiß und wir stehen in aller Frühe vor Sonnenaufgang auf, versuchen ordentlich Meilen zu machen und legen dann von 11-16 Uhr eine lange Siesta im Schatten ein. Anschließend laufen wir bis in die Dunkelheit hinein weiter. Die Wasserquellen liegen weit auseinander und manchmal müssen wir mehrere Meilen vom Trail abweichen, um unsere Vorräte auffüllen zu können. An den seltenen Watercachés sammeln sich die Hiker wie durstige Tiere an den Wasserlöchern der Savanne. Immer geht es rauf und runter, selten verläuft der Trail auf einer Höhe. Von den Bergen aus können wir erste Blicke auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada werfen. Langsam scheint das Ende der Wüste tatsächlich nicht mehr so fern...
Vom Walker Pass aus machen wir noch einen Abstecher nach Lake Isabella, einem kleinen Ort ca. 35 Meilen vom Trail entfernt, um neue Verpflegung zu besorgen und ein wenig auf dem dortigen Campground am Pool zu relaxen. Außerdem zeigt die Ausrüstung schon einige Schwächen und so müssen durchgelaufene Trailrunner genäht, Zeltstangen geklebt und zerfallende Socken ersetzt werden.
Danach geht es über drei Bergketten hinweg weiter Richtung Kennedy Meadows. Die Vegetation verändert sich langsam. In den höheren Gegenden laufen wir durch lichte Nadelwälder mit sandigem Boden, in denen auch die ersten Bären gesichtet werden. Abends müssen wir unsere Essenssäcke hoch in die Bäume hängen. - Gar nicht immer so leicht einen guten Platz dafür zu finden. Flatfoot aus New Orleans, mit dem wir seit einigen Tagen zusammen laufen, zeigt uns die bewährt "Wrap-around-your-butt" Methode, bei der man sich das Ende der Reepschnur wie einen Flaschenzug ums Hinterteil wickelt, um die schweren Essenssäcke einfacher an den Ästen hochziehen zu können. Funktioniert recht gut und sieht amüsant aus!
Am letzten Tag geht es erstmal steil bergab, dann verläuft der Trail sehr flach durch langgezogene Täler. Schließlich erreichen wir die kleine Straße, die zum General Store von Kennedy Meadows führt. Ein Pick-Up nimmt uns die letzte Meile vom Trail aus zum Zeltplatz auf der Ladefläche mit. "Hey, I bring new hikers!" schreit er als wir das Blockhaus, in dem der General Store untergebracht ist, erreichen. Von der Veranda aus werden wir mit lauten Rufen und Klatschen von den Hikern und Einheimischen begrüßt. Geschafft: Tschüß Wüste!